Wer im osteuropäischen Ausland unterwegs ist, für den sind Einsatzfahrzeuge mit blauen und roten Kennleuchten kein unbekannter Anblick. Sowohl das Rendörség, - die ungarische Polizei - als auch deren slowakische Nachbarn sind mit roten und blauen Warnleuchten ausgerüstet.
Es geht um die Verbesserung der Sicherheit bei Notfalleinsätzen im Straßenverkehr. Bereits seit mehreren Jahren ist dies ein besonderes Anliegen des Teams Produktentwicklung und Qualität beim BRK. Neben zusätzlichen blauen Seitenkennleuchten an den vorderen Kotflügeln und einer besonders auffälligen leuchtrot-leuchtgelben Warnbeklebung werden nun also auch zukünftig die Hälfte der Warnleuchten an den Fahrzeugen von Blau auf Rot umgestellt.
Zusammen mit dem Aufbauhersteller WAS und dem Signalanlagenspezialisten Hänsch werden zunächst die Rettungswagen ausgerüstet, zur Jahresmitte sollen auch die Notarzt-Einsatzfahrzeuge und Krankentransportwagen folgen. Bei beiden Partnerunternehmen ist man zuversichtlich, dass sich das Farbkonzept bewährt, zumal man aus dem internationalen Exportgeschäft bereits gute Erfahrungen mit roten Kennleuchten hat. "Generell ist es so, dass in Ländern mit sehr hellen Lichtverhältnissen, also in Afrika oder im Orient, nahezu ausschließlich rote Signalleuchten eingesetzt werden", bestätigt Andreas Plöger, Geschäftsführer von WAS in Wietmarschen.
Michael Myohl, Geschäftsführer von Hänsch aus Herzlake im Emsland ergänzt: "Blaues Licht verliert bei Tag auf die Entfernung stark an farblicher Intensität und wird schließlich als weiß wahrgenommen. Rotes Licht hingegen ist im Vergleich für das Auge auch noch auf größere Distanzen farblich gut zu erkennen."
"Die Vorteile liegen auf der Hand", stimmt auch Leonhard Stärk, Landesgeschäftsführer des BRK, zu. Zugleich sieht er die Entwicklung hier noch nicht am Ende angekommen. "In der Zukunft werden Rettungswagen aktiv mit anderen Verkehrsteilnehmern über das Internet der Dinge kommunizieren. Car-to-car- und Car-to-X-Kommunikation wird in zehn bis 15 Jahren der Standard sein." Optische und akustische Signalanlagen wird man trotzdem weiter brauchen. "Wir müssen auch an Fußgänger, Fahrradfahrer oder Fahrer älterer Autos denken", so Stärk.
Gerade im Bereich der Akustik sieht er Verbesserungspotenzial. Neben der klassischen Zweitonfolge werden die neuen Rettungswagen daher auch mit Signalfolgen ausgerüstet, wie sie beispielsweise auch bei unseren tschechischen Nachbarn zum Einsatz kommen. Auch dies ist ein Teil-Ergebnis aus dem Projekt zum Grenzüberschreitenden Rettungsdienst des Bayerische Roten Kreuzes.
Trotzdem ist der Einsatz von rotem Blinklicht keine gänzlich neue Entwicklung in Deutschland. Bereits mit dem Aufkommen von Blinkleuchten zur Kenntlichmachung von Einsatzfahrzeugen in den frühen 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden vor allem im südlichen Deutschland durch den Einfluss der amerikanischen Besatzungskräfte neben klassischem Blaulicht auch rote Kennleuchten eingesetzt.
Ältere Einsatzkräfte oder Oldtimerfreunde erinnern sich sicher noch gut an die zum Teil bis in die 1970er Jahre an Feuerwehr- und Rettungsfahrzeugen eingesetzten Sirenen der Fa. Elektror mit ihrem typischen Heulton – und dem oft roten Signalscheinwerfer an der Vorderseite.
Die damalige Ergänzung der Verordnung über die Zulassung von Fahrzeugen zum Straßenverkehr wurde jedoch nie widerrufen – so dass auch heute noch rote Kennleuchten an Einsatzfahrzeugen zulässig sind und ohne Ausnahmegenehmigung eingesetzt werden können.
[Kommentar der Redaktion 2. April 2019: April, April - dies war der diesjährige Aprilscherz des Bayerischen Roten Kreuzes]