Im Hauptjob arbeitest du in der Integrierten Leitstelle (ILS) Hochfranken in Hof. Inwiefern fließt diese Erfahrung in deine Lehrgänge?
In der ILS bin ich Schichtführer und das ergänzt sich wunderbar. Natürlich hilft mir mein Wissen über Abläufe und Hintergründe in der ILS für die Lehrgänge, aber seit meiner Trainertätigkeit hat sich auch mein Blickwinkel auf verschiedene Einsatzlagen in der ILS verändert. Das ILS-Fachwissen nutze ich, um die Einspieler beim Lehrgang realistisch zu gestalten.
Bei welchen Lehrgangsformaten bist du im BayZBE tätig?
Viele verschiedene, von Basis-Taktik Lehrgängen bis zu Lehrgängen für Führungskräfte z.B. SanEL. Auch Aufbaulehrgänge zum taktischen Verhalten bei besonderen Einsatzlagen gehören zu meinem Portfolio. Mein Spektrum ist sehr breit, mein Steckenpferd sind jedoch die Führungslehrgänge, auch weil ich selbst Organisatorischer Leiter und Einsatzleiter bin.
Warum ist es so wichtig besondere Einsatzlagen zu trainieren?
Einerseits nehmen diese Einsätze zu – denken wir an Aschaffenburg oder München –, andererseits kommen die meisten Einsatzkräfte nicht mit ihnen in Berührung. Deshalb ist es wichtig, das richtige Verhalten bei Amoklagen, Messerstechereien oder Bombenangriffe zu trainieren. Jeder Einsatz ist anders, aber mithilfe unserer Lehrgänge ist man vorbereitet. Das gilt übrigens für jede Position, egal ob Einsatzkraft oder Einsatzleiter.
Was gilt es dabei speziell zu üben?
Es geht darum Erfahrungen zu sammeln und nicht ins kalte Wasser geschmissen zu werden. Wir erleben oft, dass Teilnehmende vorab unsicher sind, wenn wir zum Beispiel von Schusswaffen sprechen. Wir üben sehr realitätsnah – unser Zentrum ist einzigartig in Deutschland. Beim Debriefing werden aus den großen Fragezeichen große Ausrufezeichen. Viele sind infiziert vom BayZBE-Fieber und wollen wieder kommen.
Gab es einen bewegenden Moment in deiner Zeit als Trainer?
Ich finde es in erster Linie schön mit so vielen verschiedenen Persönlichkeiten aus allen Hilfsorganisationen in den Lehrgängen zusammenzukommen. Bei der Vorstellungsrunde fragen wir immer, ob jemand schon besondere Einsatzlagen erlebt hat. Nach dem Anschlag in Ansbach in 2016, bei dem auf einem Festivalvorplatz eine Rucksackbombe gezündet wurde, hatten wir einige Lehrgänge im Haus mit Einsatzkräften, die vor Ort waren. Sie berichteten uns von ihren Erlebnissen und so konnten wir viele verschiedene Blickwinkel zu einem ganzen Puzzle zusammensetzen und von diesen Eindrücken lernen. Von der ersteintreffenden RTW-Besatzung, von der ILS Ansbach und von denjenigen, die den Täter reanimiert haben. Das ist auch für uns Trainer bewegend. Wir lernen auch von den Teilnehmern und arbeiten immer auf Augenhöhe.
Wie blickst du angesichts besonderer Einsatzlagen auf die aktuelle Weltlage?
Es erschreckt mich, mit welcher Geschwindigkeit sich immer mehr dieser Lagen entwickeln. Das BayZBE hätte es vor 20 Jahren schon geben müssen. Ich denke, es wäre sinnvoll, wenn Lehrgänge zu diesen Lagen verpflichtend wären. Einsatzkräfte müssen leider damit umgehen und sollten sich entsprechend sicher und gut ausgebildet dabei fühlen.
Das BayZBE wird aktuell erweitert – wie schreiten die Bauarbeiten voran?
Ich konnte bereits drei Lehrgänge in der neuen Liegenschaft, dem Multifunktionshaus, abhalten und das macht mit der neuen Technik wahnsinnig Spaß. Das bedeutet auch Wertschätzung für uns als Trainer, denn unser Feedback wurde gehört. Über die Lehrgänge an sich will ich aber nicht viel verraten, damit zukünftige Teilnehmende genauso gut lernen und nichts vorab erahnen können. Ich freue mich schon auf den nächsten Lehrgang, das liegt an allem im Zentrum. Wir sind unter den Trainern wie eine Familie und Freunde und bei meinem Nebenjob dort, der zwar viel Arbeit bedeutet, kann ich richtig runterkommen und mich entfalten.