Die Corona-Pandemie macht auch vor den Kleinsten nicht Halt. Im Frühjahr wurden viele Einrichtungen geschlossen, nun sollen möglichst viele offen bleiben. Ein normaler Alltag für die Kinder sowie die Entlastung der Eltern sind dafür wichtige Gründe. Dennoch darf nicht vergessen werden, dass die Veränderung durch das Virus die Welt der Kinder auf den Kopf stellt.
Man kann hier sogar von einem Trauma sprechen. Eine Gefahr, die nicht sichtbar und damit für Kinder schwer begreifbar ist. Kein oder wenig Kontakt zu Freunden oder den Großeltern. Warum ist die Kita zu? Die ganze Welt verändert sich. Wenn dann durch Quarantäne-Verordnungen oder Kita-Schließungen mit den Erzieherinnen und Erziehern eine wichtige Bezugsperson wegfällt, hat dies schwerwiegende Auswirkungen. Wir alle müssen mit Veränderungen leben, aber besonders wichtig ist es, Kindern Resilienz gegen Veränderungen zu vermitteln. Sie benötigen Bewältigungsstrategien für solche Übergänge, um für das Leben mit all seinen Widrigkeiten und Wechseln gewappnet zu sein. Wenn man als Kind lernt, Veränderungen positiv anzunehmen, speichert man diese Erfahrungen neurobiologisch ab und kann später auf diese Strategien zurückgreifen. Da auch negatives sofort abgespeichert wird, muss hier durch positive Strategien besonders entgegengewirkt werden.
Das Fachpersonal ist für diese Umstände geschult, kann auf vielerlei Ängste eingehen und beim Verarbeiten der Situation helfen. Wenn die Kitas geschlossen sind, macht ein virtueller Austausch, z. B. per Videocall, viel aus. „Ich bin da. Ich freue mich dich zu sehen“, diese beiden Sätze und eine freundliche Mimik geben enorm viel und erhalten die Bindung zur Bezugsperson aus der Kita. Auch die Freunde dann zu sehen, gibt ein Stück Normalität zurück.
Wie kann das noch aussehen? Rituale aus der Einrichtung lassen sich auch in die digitale Welt transportieren und geben Halt in einer unbeständigen Situation. Auch wenn die Kita geöffnet hat, aber ein Kind in Quarantäne ist, kann es sich per Videocall in den Morgenkreis dazuschalten und so sein Zugehörigkeitsgefühl zur Gruppe stärken. Durch feste „Termine“ mit den Erzieherinnen und Erziehern und der Kindergartengruppe fühlen sie sich gebraucht und ernst genommen. Bewegung ist ein wichtiges Stichwort und sollte nicht vernachlässigt werden. Auch Spiele wie „Hüpfkönig“ funktionieren digital. Der oder die Erzieherin sehen die Kinder, wer schummelt und wer am Ende am längsten gehüft ist und als Hüpfkönig gekürt wird.
Nicht nur die Kinder brauchen Halt, auch für Eltern ist das Coronavirus eine Herausforderung. Wie gehe ich mit meinem Kind während der Pandemie um? Wie erkläre ich die Situation? Auch dabei kann das Kita-Fachpersonal helfen. Gelassenheit vermitteln steht an oberster Stelle. Digitale Sprechstunden ermöglichen einen geschlossenen Raum für allerlei Fragen und stärken beide Seiten. Sie nehmen darüber hinaus auch Ängste. Jeder macht Fehler, auch Eltern, und das ist völlig legitim. Eines aber sollte klar gemacht werden: die Aufsichtspflicht können digitale Mittel nicht ersetzen.
Damit die Digitalisierung in Kitas Erfolg hat und in der Pandemie eine Stütze ist, hat Datensicherheit die höchste Priorität. Virtuelle Treffen brauchen einen sicheren Raum. Erzieherinnen und Erzieher müssen den Umgang mit den entsprechenden Geräten sicher beherrschen, ebenso wie die Eltern. Und letzten Endes muss ein Endgerät sowohl zuhause als auch in der Kita vorhanden sein. Ist all dies erfüllt, lassen sich fast alle Angebote der Kitas in die digitale Welt übersetzen.