„Kein steinern Bollwerk kann der Liebe wehren,
und Liebe wagt, was Liebe irgend kann.“
(Romeo und Julia II, 2.)
Nein, wir sind hier nicht bei Romeo und Julia, aber die Situation ist ähnlich tragisch. Denn für manche kann die Liebe gerade recht wenig, zumindest wenn man in einer Fernbeziehung in Zeiten von Corona lebt. Liebe auf Distanz ist an sich schon kein Zuckerschlecken, doch durch die Pandemie wird die Situation noch verschärft – darunter leidet auch die seelische Gesundheit.
Johannes, zum Beispiel, hat seine brasilianische Freundin am 15. Januar das letzte Mal gesehen. Die Einreisebestimmungen machen es für die beiden unmöglich sich zu besuchen, denn sie sind nicht verheiratet. So geht es auch Heiner Garg, FDP-Landeschef und Gesundheitsminister in Schleswig-Holstein, der seinen Partner seit fünf Monaten nicht gesehen hat. Dieser lebt in den USA und unverheiratete Partner aus Nicht-EU-Staaten dürfen aktuell nicht nach Deutschland einreisen. Soweit die Faktenlage.
Die Initiative LoveIsNotTourism macht auf das Problem, das Paare in der ganzen Welt betrifft, aufmerksam. Auch Garg unterstützt LoveIsNotTourism und hat sich mit einem Schreiben an Innenminister Seehofer gewandt. Seine Forderung: es Dänemark, den Niederlanden oder Österreich nachmachen und Ausnahmen für binationale Paare ohne Trauschein möglich machen.
Denn während andere Urlaub machen, private Feiern veranstalten und in Restaurants essen gehen, können viele nicht mal ihre Lieben umarmen. Dass das essenzieller ist als Palma, Party und Pasta, erklärt sich von selbst. Von seinem Partner oder seinen Kindern getrennt zu sein belastet. Es schwächt die mentale Gesundheit und hinterlässt Spuren – bei allen Beteiligten.
Die Eindämmung der Pandemie hat oberste Priorität, keine Frage. Wir müssen uns und damit andere schützen. Aber Liebe ist nicht mit Tourismus gleichzusetzen. Es geht um die seelische Gesundheit von Menschen rund um den Globus. In den sozialen Medien vereinen die Hashtags #LoveIsNotTourism und #LoveIsEssential die Geschichten vieler Betroffener und zeigen das Ausmaß dieser Restriktionen. Auch Petitionen sind gestartet, um auf das Thema aufmerksam zu machen und Lösungen zu finden: Zum Beispiel ein negativer Corona-Test und eine eidesstattliche Erklärung, die die Partnerschaft bestätigt, um einreisen zu dürfen.
Seelische Gesundheit gewinnt generell immer mehr an Präsenz, dies sollte während der Corona-Pandemie nicht vernachlässigt werden. Denn diese Krise beeinflusst uns auch mental. Umso wichtiger seine Lieben sehen zu können – ohne Bildschirm.