Gerlach betonte am Mittwoch in München anlässlich eines Treffens mit der BRK-Präsidentin Angelika Schorer und der BRK-Landesgeschäftsführerin Dr. Elke Frank: “Die Pflege ist der Inbegriff von Menschlichkeit. Es darf deshalb nicht sein, dass die Pflegekräfte, die täglich so wertvolle Arbeit leisten, einen Großteil davon mit bürokratischen Dokumentationspflichten verschwenden.”
Die Ministerin ergänzte: “Wir wollen deshalb die Bürokratie für unsere Pflegekräfte deutlich abbauen. Wir sind hierbei in enger Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Pflege und auch dem Bayerischen Roten Kreuz. So haben wir das Landesamt für Pflege beauftragt, das Ziel einer schlanken Pflegedokumentation in der Langzeitpflege fachlich zu begleiten. Es hat deshalb in diesem Jahr Besuche in Pflegeeinrichtungen durchgeführt, um überbordende Anforderungen an die Pflegedokumentation zu identifizieren – und direkt die Erfahrungen der Pflegekräfte zu sammeln.”
Gerlach erklärte: “Diese wichtigen Rückmeldungen werten wir gerade aus. Zudem bringen wir gemeinsam mit dem Bayerischen Roten Kreuz in einer Pflegeeinrichtung in Buxheim ein Modellprojekt auf den Weg. Hierzu wird es im Januar ein Gespräch mit der Pflegeeinrichtung und dem Bayerischen Roten Kreuz geben, auch hier werden wir das Thema Bürokratieabbau in den Vordergrund stellen.”
Die Präsidentin des BRK, Angelika Schorer, betonte: “Wir erkennen an, dass es in der Pflege – auch zum Schutz der Mitarbeitenden – die Notwendigkeit an Dokumentationen gibt. Uns ist es ein Anliegen, alle Dokumentationsaufwände kritisch zu hinterfragen, auf den Prüfstand zu stellen und an den Stellen, wo es sinnvoll ist, zu entschlacken. Zudem begrüßen wir die im Koalitionsvertrag vorgesehene enge Verzahnung von Medizinischem Dienst und Heimaufsicht zur Vermeidung von Doppelstrukturen.”
Schorer fügte hinzu: “Denn klar ist: Pflegende wollen pflegen und sich nicht mit überbordender Administration beschäftigen. Hier brauchen wir wieder eine gesunde Balance zwischen der notwendigen Dokumentation - wie zum Beispiel der Anamnese - und der eigentlichen Pflegetätigkeit. Der Großteil der Arbeitszeit muss wieder der Pflege gewidmet werden können.”
Gerlach unterstrich: “Auch das Thema Digitalisierung in der Pflege treiben wir voran. Darin liegen riesige Chancen. So kann uns Digitalisierung ebenfalls helfen, den zeitlichen Aufwand für Verwaltungsaufgaben der Pflegekräfte zu reduzieren. Damit haben sie mehr Zeit für ihre eigentliche Tätigkeit – nämlich der Pflege und der menschlichen Zuwendung. Zudem hat die Robotik das Potenzial, künftig Pflegekräfte bei vielen der alltäglichen Aufgaben entlasten zu können.”
Gerlach erläuterte: “Wir haben ein Kompetenzzentrum ‚PFLEGE DIGITAL‘ beim Landesamt für Pflege initiiert, um die Digitalisierung gemeinsam mit den Akteuren der Langzeitpflege sowie Expertinnen und Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft weiter voranzubringen. Es geht darum, die Digitalisierung in der Pflege zu gestalten und erlebbar zu machen. Vorrangige Aufgabe des Kompetenzzentrums wird zunächst sein, die bayerischen Pflegeeinrichtungen dabei zu unterstützen, sich fristgerecht zum 01.07.2025 an die Telematikinfrastruktur (TI) anzubinden.”
Gerlach fügte hinzu: “Dabei ist klar: Technik kann den Menschen in der Pflege nicht ersetzten - aber sie kann helfen, dass Pflegekräfte wieder mehr Zeit für die persönliche Betreuung haben. Genau das wünschen sich die Menschen in der Pflege, und zwar sowohl die Pflegekräfte als auch die Pflegebedürftigen.”
Die Landesgeschäftsführerin des BRK, Dr. Elke Frank, ergänzte: “Die Digitalisierung hält noch nicht in dem Maße Einzug in die Arbeitsabläufe der professionellen Pflege, wie es notwendig und sinnvoll wäre. Das BRK erkennt die Dokumentation in der Pflege als wichtiges Modul der berufs- und schichtübergreifenden Kommunikation an. Neue Möglichkeiten wie künstliche oder erweiterte Intelligenz erhalten jedoch noch nicht die notwendige politische Priorität. Die Initiativen, die Frau Staatsministerin Gerlach im Bereich der Digitalisierung von Verwaltungsprozessen angestoßen hat, wünschen wir uns in abgewandelter Form auch für den Gesundheitsbereich. Dabei geht es gewiss nicht darum, die Pflegekraft obsolet zu machen – sondern sie für die eigentliche, menschennahe pflegerische Tätigkeit verfügbarer zu machen.”