Im Zuge der Novellierung des Bayerischen Katastrophenschutzgesetzes beleuchten wir in diesem Artikel eine der zentralen Forderungen der Bergwacht Bayern: die Verbesserung der Vernetzung aller Akteure im Katastrophenschutz. Sie ist eine unabdingbare Voraussetzung für die erfolgreiche Einsatzbewältigung.
Eine der wichtigsten Erkenntnisse aus der Flutkatastrophe in 2021 war, dass die Einsatzkräfte vor Ort besser vernetzt sind, als jede staatliche Organisationsebene oder Struktur es je sein könnte. Das liegt in der Natur der Sache. Man kennt sich. Namen, Köpfe und Zuständigkeiten sind bekannt aus Übungen, gemeinsamen Einsätzen oder regelmäßigem Austausch. Im Ahrtal konnten nach dem Zusammenbruch der staatlichen Strukturen die Einsatzmaßnahmen nur durch die persönliche Vernetzung der Führungs- und Einsatzkräfte über alle Hilfsorganisationen hinweg fortgeführt werden. Das bestehende System ist strukturell etabliert und hat sich grundsätzlich bewährt. Für überregionale und neue Bedrohungen ist es jedoch zu unflexibel. Starre und teils dysfunktionale Strukturen behindern den Einsatzerfolg. Expertenwissen wird zu wenig abgefragt, reale Einsatzerfahrung zu wenig berücksichtigt.
„Ziel muss es sein, den Entscheidungsträgern sowie den Einsatzkräften auf lokaler, regionaler und überregionaler Ebene die bestmögliche Unterstützung für den jeweiligen Krisenfall zur Verfügung zu stellen. Schnell, übersichtlich, ressourcenschonend und punktgenau auf das jeweilige Schutzziel ausgerichtet.“ – Thomas Lobensteiner, Landesvorsitzender Bergwacht Bayern
Aber wie kann eine Lösung für das Dilemma aus regionalen Akteuren und übergeordneten Strukturen aussehen? Ein Verbund aus dezentralen Kompetenz- und Einsatzzentren, die verschiedene Risiken für die jeweiligen Schutzziele abdecken, könnten diese Kommunikationslücke schließen. Unter dem Motto „Regional führen, zentral koordinieren“ können überregionale Lagen besser koordiniert werden. Denn die Fachkenntnis und der Erfahrungsschatz aus Lagen in der Region ist mit das wertvollste Gut und obliegt den Kräften vor Ort. Sie wissen welches Gebiet tückische Gefahren birgt oder wo welches Rettungsmittel am besten eingesetzt werden soll.
„Die Bergwacht Bayern will dazu mit dem geplanten „Bayerischen Zentrum für Alpine Sicherheit“ in Zukunft einen wesentlichen Beitrag zur organisationsübergreifenden Vernetzung leisten - im Verbund mit unseren Partnern.“ – Thomas Lobensteiner, Landesvorsitzender Bergwacht Bayern