05.11.19
Passanten werden Ersthelfer. Erste Hilfe zu beherrschen, kann Menschenleben retten. Daher ist es so ungemein wichtig, in Notfallsituationen den Betroffenen mit Know-how zur Seite stehen zu können. Anlässlich des Internationalen Tages der Ersten Hilfe unterstützte das Bayerische Rote Kreuz am 14. September 2019 in München Passanten dabei, ihre Erste-Hilfe-Kenntnisse aufzufrischen.
Jetzt mal Hand aufs Herz: Hätten Sie es gewusst? Ganz aus dem Stegreif − Was ist zu tun bei Erster Hilfe? Wie beim berühmten ersten Mal ist in der Theorie ja alles klar, tritt der „Ernstfall“ aber tatsächlich ein, steht man da wie der sprichwörtliche „Ochs vorm Berg“. Beim Zwischenmenschlichen mag das mit viel Behutsamkeit auszugleichen sein und daher nicht so schwer ins Gewicht fallen, in Notfällen jedoch ist die Situation eine andere: Hier kann Unwissenheit wertvolle Sekunden kosten, oder umgekehrt, besonnenes Handeln Menschenleben retten. Die Erste-Hilfe-Kenntnisse regelmäßig aufzufrischen, ist daher immens wichtig. Denn: Ob man in eine Situation gerät, in der man selbst unverhofft zum Retter wird, kann man sich nicht aussuchen. Auch bei der Ersten Hilfe gilt: Übung macht den Meister.
Daten der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) zeigen, dass sich bei den über 50.000 reanimationspflichtigen Vorfällen pro Jahr nur 35 Prozent der Ersthelfer trauen, eine Reanimation (Herz-Druck-Massage) einzuleiten. In Worten gesagt also nur jeder Dritte! Schlecht für den Geschädigten, wenn er dann an Nummer eins oder zwei gerät. Da Erste Hilfe lediglich im Rahmen der Führerscheinausbildung verpflichtend ist, fehlt es in diesem Bereich in unserer Gesellschaft leider vielen an Kompetenz. „Erste Hilfe zu können, ist mehr als die Voraussetzung zum Erwerb des Führerscheins“, so Präsident Theo Zellner. „Wer im Ernstfall Erste Hilfe leisten will, muss die Maßnahmen immer wieder trainieren. Deshalb sind Auffrischungskurse wichtig. Das muss den Menschen stärker bewusst werden.“
Genau dafür warb das BRK am 14. September 2019, dem Internationalen Tag der Ersten Hilfe, von 9:00 bis 17:00 Uhr bei strahlendem Sonnenschein am Münchner Odeonsplatz mit einem breiten Rahmenprogramm. Mittels kostenloser Erste-Hilfe-Trainings, für die keine Anmeldung erforderlich war, wurden binnen weniger Minuten die Erste-Hilfe-Kenntnisse der Passanten aufgefrischt. Für Kinder standen eine Hüpfburg in Rettungswagenform, aber auch ein Parcours mit Kinder-Elektroeinsatzfahrzeugen bereit. Besondere Einsatzfahrzeuge des Rettungsdienstes und Katastrophenschutzes wurden ausgestellt und zur Besichtigung geöffnet. Neben BRK-Präsident Theo Zellner waren auch die Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes, Gerda Hasselfeldt, der bayerische Staatsminister für Unterricht und Kultus, Prof. Dr. Michael Piazolo, und der bayerische Staatsminister der Justiz, Georg Eisenreich, vor Ort.“
So vielschichtig wie das Leben sind teils auch die Unfälle, die passieren können. Die Erste-Hilfe-Kurse des BRK bereiten optimal auf alle Eventualitäten vor, sei es auf den Eigenschutz der Helfer und das Absichern von Unfällen, auf Wundversorgung, den Umgang mit Gelenkverletzungen und Knochenbrüchen, auf die Versorgung von Verbrennungen bzw. Hitze-/Kälteschäden oder auf Verätzungen und Vergiftungen. Auch werden lebensrettende Sofortmaßnahmen wie die stabile Seitenlage und natürlich die Reanimation trainiert.
Wohl eine der häufigsten Situationen, in die man kommen kann, ist das Auffinden einer bewusstlosen Person. Diese reagiert weder auf Ansprache noch auf Reize, obwohl sie atmet. Die erste Maßnahme in einem derartigen Fall: Anschauen, Ansprechen und Anfassen der Person! Die Atmung prüfen, indem man den Kopf der betroffenen Person leicht nach hinten neigt, das Kinn anhebt und den Mund öffnet. Anschließend gilt es, die eigene Wange in die Nähe von Mund und Nase des Patienten zu bringen, um festzustellen, ob man einen Luftzug oder Atemgeräusche wahrnehmen kann. Atmet die Person normal, sollte sie in die stabile Seitenlage gebracht werden, um ein Ersticken an Blut, Speichel, Erbrochenem oder der eigenen Zunge zu verhindern.
Wenn jemand einen Unfall erlitten hat, dann sind auch starke Blutungen keine Seltenheit. Bei diesen teils lebensbedrohlichen Verletzungen gilt: Auf Sterilität achten! Daher sollte man die Wunde möglichst nicht mit den Händen berühren. Um einem Kreislaufkollaps vorzubeugen, die betroffene Person am besten im Liegen behandeln und die Beine erhöht lagern. Die Wunde mit einer sterilen Wundauflage versorgen und mit einem verknoteten Dreiecktuch fixieren. Bei Nasenbluten den Kopf des Patienten leicht nach vorne beugen und den Nacken kühlen. Was in einem solchen Fall immer wieder falsch gemacht wird, ist es, „Auffänger“ wie Mull oder Watte in die Nase zu stecken. Das Blut soll ablaufen und nicht verschluckt werden!
Besonders bei Sportlern ein Risiko: Knochenbrüche. Intuitiv denken viele als erstes, dass absolute Regungslosigkeit hier oberstes Gebot ist – und das ist auch richtig. Sofern es der Unfallort erlaubt, sollte man den Patienten so wenig wie möglich bewegen. Dies gilt in besonderem Maße für das Körperteil mit dem Bruch. Der sollte in der vorgefundenen Lage ruhig gestellt werden.
Der Klassiker in den Sommermonaten: Insektenstiche. In der Regel nicht lebensbedrohlich, aber es gibt Ausnahmen, die besondere Maßnahmen erfordern. Denn Insektenstiche im Mund und Rachen können aufgrund der eintretenden Schwellungen die Atmung behindern und somit lebensgefährlich werden. Um Schwellungen entgegenzuwirken, am besten Eiswürfel lutschen und kühle Umschläge um den Hals wickeln, bis der Rettungsdienst eintrifft. Auch sollte man den Stachel und dessen Giftblase sofort entfernen. Gefährlich kann es werden, wenn der Betroffene allergische Reaktionen zeigt, oder nicht nur einmal, sondern gleich mehrmals gestochen wurde. Unbedingt den Rettungsdienst rufen!
Optimale Vorbereitung und gebündeltes Wissen garantieren Handlungssicherheit – und die wiederum gibt nicht nur den Helfern ein gutes Gefühl, sondern ist immer noch das beste Mittel, größeren Schäden entgegenzuwirken.