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„Hohe Stressbelastung durch Krieg und Flucht im Leben von Geflüchteten“

Das war das Thema der Fortbildung, die am 04. und 05.10.2022 in Nürnberg stattfand. Teilnehmerinnen waren Fachkräfte aus Kindertageseinrichtungen, der Kinder- und Jugendhilfe und den Beratungsstellen, die bayernweit anreisten.

Das Programm und die Möglichkeit zum fachlichen Austausch hatten das Interesse der Teilnehmerinnen aus verschiedenen pädagogischen Bereichen geweckt, denn die Arbeit mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen stellt Menschen in helfenden Berufen oft vor große Herausforderungen. Erzieher*innen, SozialarbeiterInnen und Sozialpädagog*innen stoßen zum Teil an ihre Grenzen, wenn es darum geht, die Kinder und Jugendlichen zu betreuen und ihnen begleitend zur Seite zu stehen.

Der erste Fortbildungstag richtete den Blick auf migrationsbedinge Stressoren und Traumata. Frau Budimlic führte die Teilnehmerinnen während des ersten Teils der Fortbildung in das Thema Trauma ein und erläuterte zunächst Begriffe, die den Teilnehmerinnen ermöglichten, ein Grundverständnis über Traumata, Stress und Arbeitsweisen zu erhalten und um auch die Bedeutung von sekundärer Traumatisierung und Selbstfürsorge zu verstehen.

Folgende Themen standen im Rahmen des ersten Fortbildungstages im Fokus:

  • Was sind psychosoziale Auswirkungen von Flucht?
  • Was ist ein Trauma?
  • Was sind Trauma-Symptome und wie erkenne ich diese?
  • Was ist eine Traumafolgestörung?
  • Was sind Postmigrationsstressoren?
  • Welche Auswirkungen hat ein Trauma auf das Leben von Kindern und Jugendlichen?
  • Wie kann ich selbst stabilisierend agieren?
  • Welche Handlungsmöglichkeiten und Unterstützungsangebote gibt es?

Frau Budimlic ging während der Veranstaltung auf Fragen und Unsicherheiten bezüglich des Umgangs mit traumatisierten Geflüchteten ein und erklärte anhand praxisnaher Beispiele Strategien zum Umgang mit Kindern und Jugendlichen, die traumabedingte Stressreaktionen zeigen.

Einige hilfreiche Tipps zum traumasensiblen Handeln sind:

  • Hohen Stresspegel des Kindes senken (Was hilft dem Kind, sich zu entspannen?)
  • Durch achtsamen Körperkontakt am Unterarm oder durch wiegende Bewegung das Gefühl von Sicherheit und Schutz geben
  • Beruhigend ansprechen
  • Auffällige Verhaltensweisen (Wut, Aggression) als Ausdruck innerer Not verstehen

Der zweite Teil der Fortbildung befasst sich zunächst mit der sekundären Traumatisierung und sollte zu einem besseren Verständnis der Thematik führen. Die Referentin, Barbara Abdallah-Steinkopff, ebenfalls von Refugio München ging auf potenzielle Belastungsfaktoren für die Mitarbeiter*innen ein, um zu verdeutlichen, wie komplex die Arbeit mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen sein kann. Gerade unter Berücksichtigung des beruflichen Auftrages „Hilfe zu leisten“ ist es wichtig, Belastungsrisiken zu erkennen um frühzeitig reflektiert und aktiv für die eigene Gesundheit sorgen zu können. Anschließend widmete Frau Abdallah-Steinkopff sich dem Thema Selbstfürsorge und stellte hiervon pragmatische Formen vor, die sich in den Arbeitsalltag einbauen lassen, z.B.

  • vor der Arbeit mit den eigenen Kraftquellen verbinden
  • Rituale und Strategien, um nach Feierabend Abstand zu gewinnen und wieder aufzutanken.
  • Pausen einlegen - Kraft schöpfen zwischen den Terminen
  • Heimweg mit einer erholsamen Unterbrechung machen
  • Daheim die Kleidung wechseln
  • Ich nutze Kolleg*innen als Spiegel

Die Referentin regte die Teilnehmerinnen an, ihrer Kraftquellen bewusst zu werden, zu achten, was sie brauchen, was Ihnen guttut, und gab ihnen hilfreiche Tipps zur Selbstfürsorge und Entlastungsstrategien für den Alltag.

Der zweite Fortbildungstag verging für alle Teilnehmenden wie im Flug – alle waren sich nach dem Vortrag von Frau Abdallah-Steinkopff einig, dass sie der Referentin noch hätten länger zuhören können. Während den Kaffeepausen sowie dem gemeinsamen Mittag- und Abendessen kamen bereichernde Gespräche unter den Teilnehmenden und der Referentinnen zustande.

Eine Teilnehmerin berichtete beim gemeinsamen Mittagessen am zweiten Fortbildungstag: „Die Referentin hat so spannend und mitreißend erzählt, am liebsten würde ich ihr noch den ganzen Nachmittag zuhören.“

Bereits hier wurde klar, dass die Teilnehmenden mit neuem Input aus der Veranstaltung gehen würden. Dass die Fortbildung ein voller Erfolg war, bestätigten auch die zahlreichen positiven Rückmeldungen bei der Verabschiedung. „Super Organisation, sehr kompetente und sympathische Referentinnen und tolle Verpflegung“, bedankte sich Inna, eine der Teilnehmerinnen der Fortbildung.
 

Die Veranstaltung wurde organisiert von der Abteilung Soziale Arbeit und Innovation. Die Fortbildungstermine für Fachkräfte und für ehrenamtlich Tätige für 2022 stehen bereits fest und weitere Fortbildungen sind auch 2023 geplant.